
01.05.2025
Sicherheit neu denken: Polizeibeschäftigte sind das Rückgrat der hessischen Polizei
Wir stehen vor einer umfassenden Strukturveränderung in der Geschichte der hessischen Polizei seit über zwei Jahrzehnten. Mit der geplanten Reform der Kriminalitätsbekämpfungsorganisation wird ein ambitioniertes Ziel verfolgt: Die Polizei in Hessen soll fit gemacht werden für kriminalistische Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft! Kurzum: Polizei soll digitaler, vernetzter, internationaler werden!
Die Notwendigkeit zur Reform bestreitet wohl niemand ernsthaft. Ein Vierteljahrhundert seit der letzten Binnenreform ist die Polizeistruktur in Hessen nicht umfänglich mitgewachsen. Die kriminalistische Realität hat sich längst gewandelt: Täter agieren über Landes- und Ländergrenzen hinweg, Straftaten sind zunehmend datengetrieben und Verfahren erzeugen eine Flut an Informationen, die mit klassischen Arbeitsweisen kaum noch zu bewältigen sind. Gleichzeitig kämpfen viele von uns tagtäglich mit Überlastung, Ressourcenmangel und strukturellen Reibungsverlusten - insbesondere in der Fläche! Der Frust, „nur noch zu verwalten, statt zu ermitteln“, ist längst kein Einzelfall mehr. Dieser Ist-Zustand wurde von den Personalräten und der GdP Jahrelang kritisiert. Hessens Polizei muss im Verbund der 16 Bundesländer und im Bund kompatibel sein.
Genau hier setzt die Reform an. Sie verspricht unter anderem:
- eine bessere Verzahnung zentraler und dezentraler Einheiten,
- eine Vereinheitlichung von Strukturen und Abläufen,
- neue Standards in der Bearbeitung von Kapital- und Schwerstkriminalität,
- eine Bündelung von Massenkriminalität in automatisierten Bearbeitungseinheiten (Makri),
- den Aufbau kriminalitätsanalytischer Kompetenzzentren,
- und nicht zuletzt: eine Entlastung der operativen Kolleginnen und Kollegen.

Sicherheit neu denken: Polizeibeschäftigte sind das Rückgrat der hessischen PolizeiLandesvorsitzender Jens Mohrherr

Das klingt gut - und manches davon ist überfällig. Doch die Frage, die uns als Gewerkschaft besonders beschäftigt, ist eine andere: Was bedeutet diese Reform für die Beschäftigten? Für euch?
Denn kein neues Organigramm, keine digitale Plattform und kein Strategiepapier ersetzt den Menschen, der mit Fachlichkeit, Haltung und oft genug auch Bauchgefühl ermittelt, dokumentiert, auswertet und schlicht: Verantwortung trägt. Strukturveränderungen dürfen nicht zur bloßen Verschiebung von Aufgaben führen, sondern müssen echte und damit spürbare Verbesserungen im Arbeitsalltag, 24/7, bewirken. Für uns bedeutet das auch: Personalentwicklung, Qualifizierung, soziale Verträglichkeit - und Respekt vor dem, was sich über Jahre in mühsamer Polizeiarbeit bewährt hat.
Für uns als GdP ist daher klar: Wir begleiten diesen Prozess eng - mit klarer Haltung, mit Sachverstand und mit Nachdruck dort, wo wir Korrekturbedarf sehen. Wir fordern Transparenz über die tatsächlichen Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Zuständigkeiten und Laufbahnperspektiven. Wir stellen sicher, dass Personalräte frühzeitig eingebunden und Entscheidungen nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg getroffen werden. Und wir stehen dafür ein, dass diese Reform nicht zu einem Umbau „von oben“ wird, sondern ein Modernisierungsschritt mit den Beschäftigten.
Dabei sehen wir auch unsere Chance: Die Polizei braucht neue Antworten auf eine neue Kriminalitätsformen. Wir brauchen aber auch endlich verlässliche Rahmenbedingungen, unter denen wir Beschäftigten unsere Aufgaben mit Professionalität und Rückhalt erfüllen können. Wenn es gelingt, beides zusammenzubringen - moderne Strukturen und gewerkschaftlich erstrittene Arbeitsbedingungen -, dann kann diese Reform unseren Arbeitsalltag deutlich verbessern.
Ich rufe euch daher auf: Nutzt eure Möglichkeiten zur Mitgestaltung. Bringt euch ein - in Umsetzungsgruppen, in Arbeitsgruppen, über eure Personalräte oder direkt bei uns: eurer GdP.
Eure Stimme zählt. Denn wir stehen an einem Punkt, an dem viel möglich ist - im Guten wie im Schlechten. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass wir gemeinsam auf der Seite derer stehen, die diese Polizei jeden Tag am Laufen halten. Polizeibeschäftigte sind das Rückgrat der hessischen Polizei!
Weitere Informationen

Jens Mohrherr
Landesvorsitzender
Telefon 0151/29218934